Die besonders aggressiven Pollen der Ambrosia machen Allergiebetroffenen von August bis Ende Oktober mit typischen Symptomen wie Niesreiz, tränende und juckende Augen, Asthma oder auch Hautausschlägen schwer zu schaffen. Seit 2020 gibt es für Ambrosia-Allergikerinnen und -allergiker eine neue Therapieform.
Pollenallergiker könnten spätestens im Spätsommer aufatmen: Die Hauptsaison für Heuschnupfen ist theoretisch vorüber, wären da nicht die Spätzünder bzw. -blüher unter den Pflanzen – das Ambrosia- und Beifuß-Gewächs. Beide gehören zur Familie der Korbblütler und werden aufgrund ihrer engen Verwandtschaft häufig miteinander verwechselt.
Einen vielfältigen Namen hat sich die nordamerikanische Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) gemacht, die zum Leidwesen vieler Pollenallergiker vor 150 Jahren auch in Europa Wurzeln schlug. Was im Volksmund unter Herbstheuschnupfen bekannt ist, wird durch die in der Fachsprache u.A. als Echte Ambrosia, Aufrechtes Traubenkraut oder englischsprachig als Ragweed bezeichnete Pflanze ausgelöst.
Beifuß gedeiht von Juli bis September, während Ambrosia von Anfang August bis Ende Oktober in voller Blüte steht. Da sich die Blühphasen der beiden Pflanzen überschneiden und es häufig zu einer Kreuzallergie zwischen Ambrosia und Beifuß kommt, können sich die Beschwerden für viele Patienten über den gesamten Zeitraum von Juli bis Oktober erstecken. Neben der Kreuzreaktion können während der Blühsaison zusätzliche Beschwerden nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel auftreten. Während Ambrosia-Allergiker oftmals Melonen, Bananen, Tomaten und Gurken nicht vertragen, reagieren Beifuß-Allergiker vor allem auf Karotten, Sellerie, Gewürze (Kümmel, Anis, Koriander, Fenchelsamen) Mangos oder auch Weintrauben.
Das Beifußblättrige Traubenkraut befindet sich hauptsächlich an Straßenrändern, brachliegenden Grünflächen oder Baustellen. Durch die leichte Verbreitung mit dem Wind, der die Pollen bis zu 100 km weit trägt, schlägt das Unkraut zunehmend auch in Hausgärten Wurzeln. Die Allergie äußert sich mit außerordentlich starken Symptomen bei lokaler Nähe zu den blühenden Gewächsen, weshalb direkter Kontakt mit der hochallergenen Pflanze besonders gemieden werden sollte. Die bis zu 150 cm hochwachsende Ambrosia wird am besten vor der Blütezeit mitsamt der Wurzel entfernt und in einem verschlossenen Müllbeutel entsorgt. Die Samen im Boden können jedoch trotzdem bis zu 40 Jahre keimfähig bleiben.
Bereits wenige der hoch aggressiven Pollen können starke allergische Beschwerden auslösen. Treten nachfolgende allergische Reaktionen auf, obwohl keine eindeutige Erkältung oder bestätigte Allergie vorliegt, ist ein Bluttest sowie ein Besuch bei einem Facharzt unbedingt ratsam.
Da die Symptome besonders schwer ausfallen können, empfiehlt es sich, mittels eines Bluttests Gewissheit über eine mögliche Allergie zu erhalten. Im Alltag gibt der aktuelle Pollenflug Orientierung zum aktuellen Allergierisiko und es kann versucht werden, Belastungen möglichst zu vermeiden.
Zusätzlich unterstützen folgende 8 Tipps:
Seit 01. Mai 2020 wird auch in Österreich eine neue allergen-spezifische Immuntherapie für Patienten mit einer Ambrosia-Allergie angewendet. Bei der sublingualen Hyposensibilisierung (Allergieimpfung) nimmt der Allergiker Tabletten mit einer standardisierten Menge an Allergenextrakt ein. Dadurch wird das Immunsystem an den Auslöser der Allergie gewöhnt und der überschießenden Immunreaktion als Allergieursache entgegengewirkt. Insgesamt ist mit einer Therapiedauer von drei Jahren zu rechnen. Die Sicherheit und Wirksamkeit der Tablette des Unternehmens ALK wurde in zwei klinischen randomisierten, doppelblind placebokontrollierten Studien mit über 1.300 Erwachsenen evaluiert. 1
Gleich und gleich gesellt sich gerne. Kein Wunder also, dass Ragweed dem ebenfalls aus Nordamerika eingeschleppten Käfer „Ophraella communa“ besonders mundet. Ein Forscherteam an der Boku Wien untersuchte im Rahmen eines EU-Projekts, wie diese Käferart sowohl Pollenallergikern als auch dem Gesundheitssystem Erleichterung verschaffen könnte. Der Zusammenhang zwischen entstandenen Kosten durch Medikamente, Ausfall von Arbeitskräften bis zu Verwaltungsaufwänden und dem starken Ambrosia-Pollenaufkommen in den Monaten August bis Oktober sei signifikant.
Gebiete, die von dem in Europa neuartigen Blattkäfer bevölkert sind, produzierten um 82 Prozent weniger Ragweed-Pollen als jene ohne dieser Käferpopulation. Vorsichtig hochgerechnet würde Europa knapp 1,1 Milliarden Euro pro Jahr sparen, sobald sich der Ambrosia-Blattkäfer über sämtliche europäische Landesgrenzen gefressen und angesiedelt habe. In Österreich sei der Käfer noch nicht gesichtet worden, allerdings in Slowenien rund 80 km vor der österreichischen Grenze. Der heimischen Pflanzenwelt und Landwirtschaft dürften die Verbreitung jedoch nicht nur Vorteile bringen, denn auch andere Pflanzen wie die Sonnenblume stehen am Speiseplan des Käfers. Mit dem Einsatz des Käfers als biologisches Pflanzenschutzmittel müsse daher vorsichtig umgegangen werden.
Diverse Symptome sind häufig nicht eindeutig einer Ursache zuzuordnen. Schimmelpilzsporen verursachen z.B. ähnliche Beschwerden wie Ambrosiapollen und können ebenfalls vermehrt im Herbst auftreten. Ein Bluttest liefert Informationen über konkrete Allergien sowie Kreuzallergien. Mit dem Wissen um die Ursachen können diese in weiterer Folge vermieden bzw. gezielt therapiert werden.
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Quelle:
1 Nelson HS, 2018:. Ragweed allergy immunotherapy tablet MK-3641 (Ragwitek®) for the treatment of allergic rhinitis. Expert Rev Clin Immunol. 2018;14(12):1003-1011. doi:10.1080/1744666X.2018.1538788
https://link.springer.com/article/10.1007/s15007-017-1348-2 ↗